Gegendarstellung Auslandpreisvergleich bei Laboranalysen


Die FAMH hat den Schlussbericht «Auslandpreisvergleich medizinische Laboranalysen» der Firma BSS (13.12.2024) kritisch gesichtet. Sie finden die ausführliche Stellungnahme der FAMH hier.

Die Autoren machen im Bericht klare Einschränkungen zu dessen Allgemeingültigkeit:

  • «Der Vergleich kann daher nicht als repräsentativ für die über 1'200 Positionen der Analysenliste angesehen werden.»
  • «Ein solcher Vergleich ist inhärent mit Schwierigkeiten behaftet, da sich die institutionellen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen von Land zu Land zum Teil erheblich unterscheiden. Hinzu kommt, dass die Vergütung von Laboranalysen nur bedingt Rückschlüsse auf die Gestehungskosten zulässt.»

Diese Aussagen sind aus Sicht der FAMH deutlich zu unterstreichen. Die Hauptkritikpunkte sind:

  • Der Bericht suggeriert, die Laborkosten seien überproportional gestiegen, obwohl deren Anteil pro Kopf an den OKP-Kosten seit Jahren stabil ist (Quelle SASIS).
  • Von ursprünglich 16 Vergleichsländern werden nur 3 als mit der Schweiz vergleichbar beurteilt.
    Davon genügen nur die Niederlande 4 von 5 Vergleichskriterien "hinreichend".
    Die beiden Vergleichsländer Belgien und Frankreich erfüllen nur gerade 2 der 5 Kriterien "hinreichend".
  • Von über 1'250 Analysen in der Analysenliste sind maximal 5% aller verfügbaren Analysen im Vergleich enthalten.
  • Kostenstrukturen und Korrekturfaktoren werden ungenügend berücksichtigt.
    Der Anteil der Personalkosten bei Laboranalysen muss über die gesamten Analysen mindestens 45% betragen.
    Der Korrekturfaktor für das Schweizer Lohnniveau muss höher liegen. In der Schweiz liegt das Salär von Biomedizinischen Analytikerinnen und Analytikern bis zu 2,5-mal höher als in den Vergleichsländern.
    Bei den Sachkosten wird angenommen, diese lägen in der Schweiz lediglich 17% über dem europäischen Mittel. Aber beim Vergleich der Kosten von Reagenzien zeigen sich im Ausland Preise, die halb so hoch wie jene in der Schweiz sind.
  • In der durchgeführten Sensitivitätsanalyse werden diese Korrekturen zu wenig gut berücksichtigt.

Die Dezentralisierung und die Durchführung der Analysen im Praxislabor der Ärzteschaft (40% des Schweizer Analysevolumens) werden nur qualitativ besprochen und deren Einfluss wird als gering beurteilt. Die Skaleneffekte, die Auftrags- oder Spitallaboratorien verloren gehen, finden keinen Eingang in die Analyse.
Hier räumen auch die Autoren ein: «Eine Quantifizierung der Kosten der Dezentralität halten wir im Rahmen dieses Mandates weiterhin für nicht seriös durchführbar.» Und hierin liegt eines der Kernprobleme des Berichts

Fazit der FAMH

Auf der Basis der von den Autoren selbst deklarierten Einschränkungen, der geringen Menge an vergleichbaren Laboranalysen, der Schwierigkeit der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Versorgungsstrukturen und der fehlenden Ausnivellierung von unterschiedlichen Kosten zwischen den Vergleichsländern, wird offensichtlich, dass ein zuverlässiger und fairer Preis-Vergleich bei Laboranalysen nicht möglich ist.

Trotz mehrfacher Forderung der FAMH wurden die von der FAMH angemerkten grundlegenden Mängel des Berichts nicht verbessert. Zudem wurden die relevanten Stakeholder zur Schlussversion des Dokuments nicht mehr konsultiert, obwohl sich diese auch methodisch von der Vorversion unterscheidet.

Die FAMH lehnt daher die Schlussfolgerungen dieses Berichts ab. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Tarifanpassungen bei Laboruntersuchungen.

Betrachtung der FAMH 

Unter Anwendung der von der FAMH geforderten Anpassungen liegen die Unterschiede zwischen der Schweiz und den Vergleichsländern in der Grössenordnung von 20%, bzw. 3% wenn man die Schätzung für die entgangenen Skaleneffekte der Dezentralisierung mitrechnet. Dies entspricht auch den Ergebnissen, welche die FAMH im Jahr 2022 als Replik auf die Auslandpreisvergleiche von Santésuisse und des Preisüberwachers veröffentlicht hat (siehe: https://www.famh.ch/assets/Dokumente/2022/2022.03.18-Zahlen-Tarife-Ausland-v9-de.pdf)


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