Kosten der Schweizer Labormedizin – heikle Vergleiche mit dem Ausland


santésuisse hat bei der Eidgenossenschaft einen Antrag deponiert, der die Kosten der Laboranalysen auf Basis von Auslandpreisvergleichen senken soll.

 

Damit stehen die Labore in der Kritik wegen der im Vergleich zum benachbarten Ausland höheren Kosten für Laboranalysen. Abgesehen vom Preisgefälle, das wie in den allermeisten anderen Branchen zum Ausland auch im Gesundheitswesen existiert, erfolgen diese Vergleiche oft undifferenziert und ohne Berücksichtigung wichtiger struktureller Unterschiede. Die FAMH hat hierzu schon im November 2020 dezidiert Stellung genommen (lesen Sie den entsprechenden Newsletter).

 

Höhere Qualifikation des Schweizer Laborpersonals
Der Auslandvergleich mit ausschliesslicher Betrachtung der Tarife ist gerade im Bereich der Labor-Analysen nicht aussagekräftig. Wenn schon gilt es das allgemeine Preis- und Kostenniveau mit zu berücksichtigen. Bei uns sind auch die übrigen Produktionskosten wie Mieten oder Probentransporte höher als im europäischen Ausland. Diese Analogie findet sich im allgemeinen Vergleich der Preisniveaus zwischen uns und unseren Nachbarländern. Zudem werden in der Schweiz Laboranalysen von Laborpersonal erbracht, das über weite Strecken über höhere Qualifikation verfügt als das vergleichbare Personal z.B. in Deutschland.

 

Unzulässiger Vergleich mit deutschem EBM
Gerade der Vergleich mit den Tarifen in Deutschland hinkt arg, da er sich auf die Kostenerstattung im Einheitlichen Bewertungsmassstab (EBM) bezieht. Dieser bildet lediglich die Erstattung von pro-Test-Stückkosten im Labor ab; es fehlt die Addition von Transportkosten und Arzthonorar für den Laborarzt. Es gilt ausserdem zu berücksichtigen, dass die Kostenerstattung für Kassenpatienten in Deutschland auf der Basis riesiger Auftragsmengen stattfindet – diese Volumina führen im Vergleich zu den Gegebenheiten in der Schweiz zu deutlich geringeren Grenzkosten. Dabei sind die Erstattungstarife gemäss EBM nicht einmal kostendeckend, wie eine detaillierte Kostenrechnung des Berufsverbands gezeigt hat. Die Labors in Deutschland müssen sich mit dem GOÄ Tarif (Privat-Tarif) querfinanzieren.

 

Gute Labormedizin spart Gesundheitskosten
Das Kostenwachstum bei den Speziallabors entspricht in den letzten Jahren dem Durchschnitt der allgemeinen Kostenentwicklung im Gesundheitswesen und wiederspiegelt die Altersstruktur und den medizinischen Fortschritt. Die Verordnung von Labor-Analysen erfolgt durch medizinische Leistungserbringer, also durch Ärzte oder Spitäler. Labors sind gar nicht berechtigt, eigenständig Analysen zu verordnen. Dementsprechend haben sie keinen Einfluss auf die Mengenentwicklung bei den Laboranalysen.
Obwohl die Laboranalysen nur einen relativ geringen Teil der gesamten Gesundheitskosten ausmachen, haben sie durch Früherkennung und richtige Diagnose einen hohen Einfluss auf Qualität und Kosten der nachfolgenden Leistungen. Zwei Drittel der diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen werden mittelbar oder unmittelbar durch ein Laborresultat beeinflusst. Die schnellen, zuverlässigen und robusten Resultate der Auftragslabors dienen der Früherkennung von Krankheiten, ermöglichen die richtige Diagnose und damit das rechtzeitige Einleiten sowie die Überwachung der richtigen Therapien. Analysen auf dem neusten medizinischen Stand tragen zudem in erheblichem Masse dazu bei, unnötige und falsche Therapien zu verhindern


zurück